Zugegeben, in der kalten Jahreszeit muss man unwesentlich mehr Zeit für den An-, Um- und Auskleidevorgang einplanen. Doch wenn wir dann Eisblumen entdecken, über von Raureif knisternde Wiesen streifen oder gar den Schlitten mitbringen dürfen, dann haben sich diese Mühen gelohnt! Fleißig ziehen wir also Schicht um Schicht an; manchmal lugt nur noch die Nasenspitze hervor. Zwischen 8.00 und 9.00 ist Treffpunkt am Parkplatz auf dem Hau. Wenn das Grüppchen um je 2 Erzieherinnen versammelt ist, ziehen wir durch den Wald zu unserem Tipi.

Das Tipi ist unser Kindergarten-Zuhause während des Winter-Halbjahrs. Majestätisch groß ragt es am Waldrand vor uns auf, um uns in Empfang zu nehmen. Im Inneren wartet die Feuerstelle, und die Sitzplätze sind mit Schaffellen ausgestattet. Doch das alles ist jetzt noch gar nicht so interessant, denn bevor wir uns im Kreis versammeln, dürfen wir die Rucksäcke ablegen und uns nochmal in der nahen Umgebung austoben.

Gegen 10.00 ruft uns der Klang der Glocke zum Händewaschen. Je nach Wetterlage versammeln wir uns im Sitzkreis auf der Wiese oder um die Feuerstelle im Tipi. Der Morgenkreis gibt uns die Möglichkeit, uns in Ruhe zu begrüßen und zu zählen, wie viele Kinder da sind. Wer fehlt heute, und warum? Anschließend wird gemeinsam gesungen, oder vielleicht haben wir heute eher Lust auf ein Spiel, ein Fingerspiel, ein Gedicht, oder eine Vorleserunde. Natürlich gibt es bei uns auch ab und an ein Geburtstagskind, und dieses wird im Morgenkreis ordnungsgemäß gefeiert. Um halb elf kramt jeder in seinem Rucksack nach seinem Vesper und Getränk. Im Winter braucht man eine Thermosflasche und warmen Tee, und auch in der Vesperdose befinden sich neben einem leckeren Brot nun eher Nüsse und Trockenobst anstatt frischer Obst- und Gemüsesorten, die oft zu kalt für die Finger werden. Wenn eine gewisse Anzahl der Kinder fertig gegessen hat, dürfen diese die Frühstücksrunde verlassen, und nach und nach werden sich alle anderen Kinder zu den Spielenden dazugesellen. Ungefähr eine Stunde bleibt jetzt Zeit für all die Spiele, die uns in Wald und Wiese einfallen, und das sind ohne Frage jede Menge!

Manchmal besuchen wir aber auch den Märchenwald, das Froschplätzle…  Nicht immer sind wir einverstanden und begeistert, wenn um 12.00 die Glocke die Aufräumzeit einläutet. Alle Werkzeuge, die zum Spielen und Werkeln in den Wald entführt wurden, dürfen jetzt sorgfältig in ihre Kisten zurückhüpfen, denn viel zu schnell wäre sonst die Kiste leer und im Wald tummelten sich Bohrer, Hämmer und Töpfe gut versteckt im Laub!

Je nach Wochentag folgt die Vorbereitung zum Mittagessen mit dem Händewaschen und einem Essenssprüchlein. Alle packen ihre Thermosbehälter mit warmem Essen aus. Dienstags ist Suppentag, und am Donnerstag haben wir oftmals unser Essen zuvor auf dem Feuer selbst zubereitet.

Ein gemeinsamer Abschlusskreis läutet unseren Aufbruch ein. Jedes Kind trägt all seine Sachen im und am Rucksack selbst: Wechselklamotten, Essensdosen und Schnitzmesser finden sich hier genauso wie so manch wertvoller Waldschatz. Und auch wenn jetzt alle müde sind und die Rucksäcklein auf dem Rückweg manchmal schier überquellen wollen, so ist doch jedes Waldkind von Beginn der Kindergarten-Zeit an gut im Training, den Rückweg auch noch zu bewältigen. Spätestens gegen 14.00 trudeln wir redlich erschöpft und mit roten Wangen am Abholplatz ein.